Hellmuth Fugmann
Hellmuth Fugmann erlernte das Bootsbauhandwerk bei Karnatz & Lehmann. Seine zeichnerischen Fähigkeiten konnte er einige Jahre bei Fritz Naglo einbringen und festigen. In seiner Selbstständigkeit ab 1920 entwarf er für nahmhafte Werften unzählige Yachten, Jollen, Motorboote, Motorkreuzer und Rennboote. Seine erfolgreichen Erfahrungen im Segel- und im Rennbootsport brachte er in die Gründung des Rennbootkollektivs ein. Herr Fugmann war bis zu seiner Rente in der Yachtwerft Berlin als Chefkonstrukteur eingestellt.
- Biographie
- Stationen
- Typenverzeichnis
- Bilder / Dokumente
Hellmuth Fugmann wurde am 12. Juli 1901 in Plauen im Vogtland geboren, der Stadt, in der die damals schon berühmten Plauener Spitzen und andere wertvolle Stoffe hergestellt wurden. Sein Vater, Richard Fugmann, war Dessinateur - Musterzeichner im Textilgewerbe. Von ihm erbte er sicherlich die Anlagen, die später einmal die Grundlage für seinen Lebensinhalt und Broterwerb wurden.
Von 1907-1916 besuchte er ein Realgymnasium in Friedrichshagen Friedrichshagen wird Weltstadt! „Natureinsamkeit bei brausender Weltstadt“ – diese Feststellung, die der hier lebende Schriftsteller Julius Hart um 1900 äußerte, ist auch heute immer noch zutreffend: Friedrichshagen – seit 1920 ein Teil Berlins, heute im Stadtbezirk Treptow-Köpenick, mit seinen kleinen ehemaligen Kolonistenhäusern, prächtigen Villen, dem „Wald um die Ecke“ und dem am Ende der Hauptstraße angrenzenden Ufer des Müggelsees, doch immer noch ganz „ländlich“. Friedrichshagen bleibt nach wie vor ein Ort hinter Berlins Mitte, aber trotzdem mitten in der Weltstadt!, damals noch nicht ein Stadtteil Berlins, weil er erst 1920 eingemeindet wurde. Fugmann interessierte sich schon früh für den Schiffsbau und hatte demnach den Wunsch, Bootsbauer boat builder - constructeur de bateaux ou canots - Строителъ лодокъ - fabricante di canotti o di imbarcazioni - constructor de barcas ó de boteс zu werden. Mit 15 Jahren, am 1. April 1916, begann er die Lehre in der Bootswerft Karnatz & Lehmann in Friedrichshagen Friedrichshagen wird Weltstadt! „Natureinsamkeit bei brausender Weltstadt“ – diese Feststellung, die der hier lebende Schriftsteller Julius Hart um 1900 äußerte, ist auch heute immer noch zutreffend: Friedrichshagen – seit 1920 ein Teil Berlins, heute im Stadtbezirk Treptow-Köpenick, mit seinen kleinen ehemaligen Kolonistenhäusern, prächtigen Villen, dem „Wald um die Ecke“ und dem am Ende der Hauptstraße angrenzenden Ufer des Müggelsees, doch immer noch ganz „ländlich“. Friedrichshagen bleibt nach wie vor ein Ort hinter Berlins Mitte, aber trotzdem mitten in der Weltstadt!. Am 31. August 1917 beendete er sie.
Wegen seiner überdurchschnittlichen zeichnerischen Veranlagung wurde man auf ihn aufmerksam. Von der Naglo- Werft in Zeuthen, der Nachfolgerin der Engelbrecht - Werft, wurde er zu einem Volontariat eingeladen. Hier arbeitete er dann ein Jahr, vom 4. Oktober 1917 bis 10. Oktober 1918 im Schiffsbautechnischen Büro. Danach war er Schiffsbautechniker bis 1920 bei Naglo. Der Betrieb wurde zwischenzeitlich nach Spandau verlegt und ist heute die Marina Lanke.
Von 1920-1923 arbeitete Hellmuth R. Fugmann in der Alfred Hensel Schnellbootswerft in Berlin – Rummelsburg als Konstrukteur. Nachdem dieser Betrieb liquidiert wurde, eröffnete er sein „Schiffbautechnisches Büro Helmut R. Fugmann“ auf dem Wohnsitz seines Vaters in Berlin Rahnsdorf.
Entgegen seinem persönlichen Lebenslauf fanden wir während der Recherche heraus, dass Hellmuth R. Fugmann schon 1920 selbständig gearbeitet haben muss, eventuell auch nebenberuflich. So schaltete er im Dezember 1920 eine eigene Werbung mit Sitz in Berlin – Rahnsdorf. Für die Bootswerft Chr. Hintz & Co. entwarf er 1921 drei Schiffe, einen 30 qm Kielkreuzer, ein Auto- und ein Rennboot. Hellmuth R. Fugmann konstruierte in der Zeit seiner Selbständigkeit für Privatpersonen, Behörden und mehr als zwanzig Werften. So finden wir alleine in der „Die Yacht“ über 46 Risse, die aus der Feder von Fugmann stammen.
Im Mai 1943 wurde er von der Yachtwerft Claus Engelbrecht in Berlin – Köpenick als Konstrukteur dienstverpflichtet. Ihm unterlagen in der Werft die Betriebs- und Bauaufsicht, die ihm im Juli 1944 durch den Einsatz eines Mitgliedes der NSDAP wieder entzogen wurde. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges war er noch mit der Betreuung anderer Werften beschäftigt. Die nach der Kapitulation gegründete Zentralverwaltung für Verkehr, Generaldirektion Schifffahrt, setzte Hellmuth R. Fugmann als Betreuer der Berliner Bootswerften ein. Seine 25-jährige Berufspraxis im Kleinbootsbau kam ihm für diese Entscheidung zu Gute.
Am 01.06.1946 wurde er durch die Generaldirektion Schifffahrt mit Zustimmung der SMAD zum technischen Leiter der Yachtwerft Claus Engelbrecht berufen, da laut SMAD-Befehl Nr. 124 das Vermögen der bisherigen Besitzer beschlagnahmt wurde. Die Claus-Engelbrecht Yachtwerft hatte den Krieg unzerstört überlebt. Das Bezirksamt von Köpenick setzte den Firmenmitinhaber Dr. jur. Erwin Engelbrecht als Treuhänder ein. Hellmuth R. Fugmann unterstützte in hohem Maße die Weiterentwicklung der Yachtwerft Engelbrecht und erhielt 1951 einen Einzelvertrag als Chefkonstrukteur.
Am 01.02.1958 wurde ihm im Auftrag der DDR-Führung durch das Ministerium für Schwermaschinenbau die Anerkennung der Berufsbezeichnung „Ingenieur der Fachrichtung Schiffbau“ verliehen. Hellmuth R. Fugmann erreichte am 15.07.1966 das Rentenalter und beendete somit seine berufliche Laufbahn in der VEB Yachtwerft Berlin mit einem Aufhebungsvertrag vom 12.07.1966
Hellmuth R. Fugmann gehört zu den bekanntesten Bootsbau-Konstrukteure ein. Er erhielt international und national sehr viele Preise. Er wird unter anderem mit folgenden Errungenschaften in Verbidnung gebracht:
- eine Vielzahl von Weltmeisterbooten
- konstruierte das schnellste Polizeiaufsichtsboot
- entwarf den schnellsten Diesel-Polizeikreuzer
- konstruierte die Mathea III, die 1938 den Stundenweltrekord in der 1.200 Kg Klasse errang
- konstruierte „Tempo“, ein Boot in der 800 Kg-Gruppe, mit dem Hans Stuck (sen.) 1939 den
Stundenweltrekord hielt.
Wir werden in gesonderten Beiträgen die Erfolge von Hellmuth R. Fugmann vorstellen und sein Lebenswerk ausführlich beschreiben.
Anmerkung: Der Namenszug von Hellmuth Fugmann stellte im Laufe seines Lebens unterschiedliche Schreibweisen dar. Während er in seinem ersten Lehrvertrag noch mit "Helmut Fugmann" zeichnete (1916), wandelte sich später die Schreibweise in Hellmuth Fugmann (1920), Hellmut R. Fugmann (1926), Richard Hellmuth Fugmann (1936) und ab 1945 dann Hellmuth R. Fugmann.
von | bis | als | bei |
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12. Juli 1901 | geboren | in Plauen / Vogtland | |
01.04.1916 | 31.08.1917 | Lehre zum Bootsbauer boat builder - constructeur de bateaux ou canots - Строителъ лодокъ - fabricante di canotti o di imbarcazioni - constructor de barcas ó de boteс | Bootswerft Karnatz & Lehmann |
04.10.1917 | 31.08.1917 | Volontariat | Naglo-Werft in Zeuthen |
11.10.1918 | 31.03.1920 | Schiffbautechniker | Naglo-Werft in Spandau |
April 1920 | August 1923 | Konstrukteur | Schnellbootswerft Alfred Hensel |
April 1920 | April 1943 | Konstrukteur | selbständig in Berlin Rahnsdorf |
Mai 1943 | Juli 1944 | Konstrukteur (dienstverpflichtet) | Yachtwerft Claus Engelbrecht |
01.06.1946 | 1951 | Leiter | Yachtwerft Claus Engelbrecht |
1951 | 15.07.1966 | Chefkonstrukteur | Yachtwerft Claus Engelbrecht |
12.07.1966 | Rentner | ||
gestorben | in Berlin |
Typenverzeichnis
Typ-Nr. | Bezeichnung | Bootstyp | Werft | Baujahr | Maße (l x b x T) |
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Typ_01 | Boy de Guyssen | Rennboot | Yachtwerft Claus Engelbrecht | 1934 | 7 x 1,40 x 0,25 |
Berlin im Oktober 2008 (dp)
Wir danken Thomas Vießmann (Geschäftsführer Wassersportzentrum Berlin), Christoph Geyer (Geyer-Design)
und Manfred Ernst Der Bootsbau in Deutschland wurde maßgeblich mitbestimmt von Theo und Manfred Ernst. Manfred Ernst war Wissenschaftler, Konstrukteur, Ingenieur, Designer und stellte perfektionistisch hohe Ansprüche an Innovation, Präzision und Ästhetik. Die nach seinen Rissen gebauten Boote fahren noch heute. Im Segelsport erwarb er mehrfach DDR- Meistertitel und Pokale. (Konstrukteur) für die Beantwortung der Fragen und
die Überlassung der Original-Unterlagen von Hellmuth R. Fugmann. Heike
Hoffmann (BBG)
hat uns überhaupt erst den Kontakt ermöglicht, Ihr gilt ein großer
Dank. Frau Schwarz (Wassersportzentrum Berlin) danken wir für die zügige
Koordination. Einen großen Dank schon jetzt an Reimer Hoffmann
(Bootsbaumeister), der uns auch noch im Laufe der weiteren Recherchen
unterstützen wird.
Letzte Überarbeitung: 2.03.2011 (jr)